„Die Geheimnisse der verhüllten Frau“
oder
„Meine Gedanken zu Schönheit im Winter“
(Werbung / Advertising / Produktnennung / Productnames)
16. Januar 2019
Instagram Nachricht:
„Hallo Alex, ich weiß es ist ziemlich spontan, aber ich bin am Wochenende überraschend in Berlin. Hast Du Zeit für unser schon lange geplantes Shooting?“
„Ich habe Zeit, wollen wir telefonieren?“
„Okay, ich rufe fix an!“
Pris und ich hatten vor einigen Wochen Kontakt über die sozialen Medien.
Eine meiner Serien mit dem Titel „The Samurai Wife“ hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.
Pris mochte die starken Kontraste und den schon fast mystischen Ausdruck der Bilder.
Ich folgte Pris ebenfalls längere Zeit auf ihrem Instagram Account und mochte ihre besonders eleganten „Dark Fashion Bilder“.
DREI TAGE SPÄTER
(Mein Atelier)
An meinem runden Holztisch besprechen wir unsere Ideen und Inspirationsquellen. Unter anderem japanische Filme und eine bestimmte Art von japanischem Design und japanischer Attitüde gemixt mit europäischen und amerikanischen Einflüssen.
Pris zeigt mir lange sehr weite Hosen und eine Kimonojacke. Ich komplementiere das mit einem transparenten langen Mantel. So entsteht ein spannendes elegantes japanisch anmutendes schwarzes Outfit.
Im Atelier leuchtet nun nur das Einstelllicht des Blitzes. Der Rest des Raumes ist dunkel.
Die Octa Softbox zeichnet ein nahezu rundes Licht auf meine graue Betonwand und den schwarzen Hocker.
Meine graue Studio Betonwand…… eigentlich wollte ich für längere Zeit keine Bilder vor ihr machen, denn die Sorge von Wiederholungen treibt mich schon länger um, aber mein Bauchgefühl sagt mir: „Nur diese Wand kommt als Hintergrund in Frage!“.
Noch ist es still im Atelier. Ich sitze auf meinem Drehhocker, checke meine Kameras und konzentriere mich.
Pris betritt den Raum, läuft nahezu lautlos an mir vorbei und setzt sich in den Lichtkreis.
Ihre Haare zum Zopf gesteckt, ein gerader Pony und die Barfüssigkeit runden das Outfit ab.
Innere Wortlosigkeit, denn ich sehe die Szenerie, Attitüde und „Geschichte“ vor mir, nach der ich Jahre gesucht habe.
Das Zusammenfließen aus all den Eindrücken von japanischen „Nouvelle Vague“, „Chanbara“ (Schwertkampffilmen), dem Film „Showa onna bakuto“, koreanischen Filmen, „Black Rain“ und letztendlich „Last Samurai“.
Alles zusammen in diesem Moment in dieser jungen europäischen Frau.
Der erste Lichttest; ich schaue auf das Display. Hell und harte Kontraste.
Welche Musik als Begleitung?
Auf jeden Fall, ohne Lyrics! Ein „Mashup“ aus fernöstlichen und westlichen Melodien.
Ich entscheide mich für den Soundtrack von „Last Samurai“.
Pris beginnt in der Musik aufzugehen und agiert nach deren Rhythmus.
Ich fotografiere und „folge ihr“.
Vor mir; mein jahrelang gesuchtes fotografisches Wunschbild.
Es hat alles was ich mir unter Schönheit vorstelle.
Ausdruck, Attitüde, Eleganz, Sinnlichkeit; aber vor allem:
„Das Geheimnis der verhüllten Frau“!
Während wir arbeiten muss ich immer wieder an den japanischen Mode Designer Yohji Yamamoto und seine Kunst des „Hiding“ denken.
Der schöne Körper von Pris lässt sich unter diesem Outfit nur erahnen und genau das macht die Bilder im Ergebnis für mich so schön.
Eben die Eleganz der Verhüllung. Wortlosigkeit in der Musik und Bewegung.
Nur selten meine Bitte „Einfrieren“.
Sie bewegt sich auf dem Hocker zum Tempo der Musik.
Irgendwann schließt sie die Augen und senkt den Kopf.
Der Soundtrack geht einem Höhepunkt entgegen.
Meine Protagonistin hebt den Kopf und schaut mich an.
Ihr ausdrucksvoller und doch geheimnisvoller Blick scheint alles zu durchdringen.
In diesem „Augenblick“ vollende ich meine fotografische Traumserie.
Kurz danach beenden wir dieses Set und schauen uns die Bilder auf dem Display an.
Noch verrate ich Pris nichts von meinen Eindrücken, denn ich will erstmal meine Gedanken ordnen.
Am Abend betrachte ich allein die Bilder und mir wird einiges auch für meine nächsten Kurse, die ich bald geben werde, bewusst.
Ich mag Persönlichkeiten, Mythen und Geheimnisse, die Geschichten erzählen.
Vielleicht bin ich deshalb mehr Geschichtenerzähler als Fotograf und die Kamera „nur ein Stift zum Malen oder Schreiben“.
In einem freien Projekt, wie diesem mit Pris, zeige ich meine Idee und Interpretation einer Person, die in enger Zusammenarbeit entsteht.
Ich mag es, wenn Frauen eine dunkle oder unergründliche Seite zu haben scheinen.
Das bloße Zeigen aller Details einer Person oder von Nacktheit ohne Geheimnisse oder Konzepte dahinter, empfinde ich oft als platt und öde.
Auch viele SM oder Fetisch Bilder finde ich belanglos, denn zu oft geht es nicht um den inneren Konflikt, den auch solche Geschichten in sich tragen. Wie zum Beispiel in dem preisgekrönten Film „Secretary“ mit Maggie Gyllenhaal und James Spader. Vielmehr scheint es wiederholt um die unterwerfende oder dominierende Vorstellung des Fotografen zu gehen und dementsprechend plakativ wirken die Fotografien.
Diese dunkle besondere Schönheit, die ich mag, fußt immer wieder auf der Persönlichkeit, dem Talent und dem Umgang mit den eigenen Konflikten, Fantasien oder Träumen der jeweiligen Frau.
Aber vor allem auf dem, was mir die Frauen vor meiner Kamera selbstbestimmt und kreativ zeigen.
Wie Pris es an diesem Samstagnachmittag getan hat.
Letztendlich war sie es, die unserer gemeinsamen Faszination für „japanische Filme“ Ausdruck verliehen hat.
Ich danke Dir, denn ohne Dich wäre die Verwirklichung meiner „Traumserie“ nicht möglich gewesen.
Alex
(P.S. Wie alles ist Schönheit natürlich auch eine Geschmacksfrage und ich schreibe hier nicht allgemeingültig, sondern nur über das was ich schön finde.)
Finde Pris unter: https://www.instagram.com/prisnmrk/