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„Ich finde Fotografie langweilig! –

„Ich finde Fotografie langweilig! „

Mir gefallen die Ideen, der Schaffensprozess und das Gesamtergebnis in Verbindung mit Kontext!“

Dietmar Bührer – der Herausgeber des Berliner Galerie Magazins „brennpunkt“  interviewte mich für die Ausstellung
„One Day in Berlin – Meet your Friends“

 

D.B.:

„Alex, wir kennen uns schon sehr lange, aber in diesem Jahr scheint sich Deine fotografische Arbeit sehr verändert zu haben. Stimmt das?“

A.P.:
„Hallo Dietmar, ja das stimmt. Durch meine Idee, in die „Fashion Photography“ einzusteigen, habe ich 2017 angefangen, in internationalen Magazinen zu recherchieren.
Insbesondere das Self Service Magazine, Numéro Berlin, Dansk und „Luncheon“ haben mich dabei sehr begeistert.“

D.B.:
„Was ist an ihnen so besonders?“

A.P.:
„Die verschiedenen Bildsprachen, von klassisch bis sehr modern, die grafischen Konzepte in Verbindung mit Text und die Freiheit der Arbeiten!
Und die Abwechslung in den Bildern!“

D.B.:
„Wie hat sich das genau auf Deine Arbeit ausgewirkt?“

A.P.:
„Paradoxer Weise, bestand der erste Schritt in einer Art „Selbstbeschneidung“ der Themen.
Ich habe mein normales Fernsehen abgeschaltet.
Dabei bin ich der Idee gefolgt, alles Unnötige und unnötig Negative aus meinem Leben zu verbannen.

Ich habe mich ausschließlich mit solchen Magazinen beschäftigt und Dokumentationen über Fotografie, Mode und Kunst angesehen.
Sehr wenig mit Fotografen gesprochen oder an Treffen teilgenommen. Ich wollte mich nicht ablenken lassen.
Und ich habe in dieser Zeit, nicht über meine Arbeiten diskutiert, weil jede Veröffentlichung in den sozialen Medien ein Statement sein sollte.
Ich wollte durch die ungeschminkte Reaktion „Gefällt mir“ oder den Verlust an Followern sehen, auf welchem Weg ich bin. Was gut funktioniert hat, da ich so mein Ziel nicht aus den Augen verloren habe.“

D.B.:
„Warum sind die sozialen Medien so wichtig für Dich?“

A.P.:
„Die sozialen Medien und die Technik haben die Fotografie und die Kunst demokratisiert! Wir sind nicht mehr abhängig von Institutionen, Verbänden oder Vereinen. Mit den Smartphones oder Tablets tragen wir unabhängige Aufnahme-, Bearbeitungs- und Veröffentlichungsressourcen ständig bei uns.

Während man früher nur sehr umständlich national oder international veröffentlichen konnte und Reaktionen und Feedbacks bekam, ist die Welt heute nur einen Klick entfernt.
Gerade durch die internationalen Möglichkeiten kann man sich sehr schnell und intensiv weiterentwickeln. Egal ob als Amateur oder Profi!
Zumindest wenn man das will!“

D.B.:
„Du sagst – Fotografie ist langweilig! -, was meinst Du damit?“

A.P.:
„Das meine ich immer ein wenig provokativ.
Ich finde die Ableitung von Fotos aus der reinen fotografischen Technik langweilig.
Ich interessiere mich eigentlich immer nur für die Person oder das Thema! Technik habe ich immer nur so intensiv gelernt wie ich es jeweils gebraucht habe.
Mich langweilen auch fotografische Dogmatiker und Dogmen wie
„Ich fotografiere nur analog! – Ich fotografiere nur in Schwarz / Weiß! – Handyfotografie ist keine Fotografie – Aktfotografie ist die Königsklasse der Fotografie – usw.“

Solche Dogmen beschränken die Kreativität und die Entwicklung und verkomplizieren alles.
Für einige Jahre habe ich selbst verschiedene Dogmen in der Portrait Fotografie gelebt, bis ich gemerkt habe, dass ich auf diese Art nicht weiterkomme.“

D.B.:
„Wie müssen wir uns Deine Arbeitsweise vorstellen?“

A.P.:
„Die erste Inspiration für meinen Shooting Workflow habe ich durch Nobuyoshi Araki bekommen. Er hat mit einfachen Lichtsets gearbeitet und viele verschiedene Kameras gleichzeitig benutzt.
Die nächste Idee bekam ich durch Dokus über Peter Lindbergh, der während eines Shootings viele Bilder macht.
Ich habe diese beiden Ideen für mich zusammengeführt.
Da die Industrie uns immer leistungsstärkere Kameras gibt, entsteht so ein sehr intensiver Prozess.

In meinen Shootings arbeite ich gleichzeitig mit analogen und digitalen Kameras, benutze auch Instax oder jetzt Polaroid.
Wobei die Shootings immer sehr dynamisch, kommunikativ und emotional sind.
Dadurch konnte ich mir in den vergangenen Jahren und verstärkt im letzten Jahr ein riesen Portfolio aufbauen.
Deshalb habe ich eine große Menge an Fotos als Arbeitsgrundlage.“

D.B.:
„Was meinst Du mit Arbeitsgrundlage?“

A.P.:
„Bei mir steht das Thema an erster Stelle.
Das Foto ist lediglich die Möglichkeit zur Illustration oder zur emotionalen Verstärkung des Kontext.
Der eigentliche fotografische Schaffensprozess ist für mich nur zweitrangig und nur noch kurz der Rede wert.
Ich unterhalte mich eigentlich nie über Blenden und Belichtungen oder ähnliches.
Deshalb machen für mich auch Fotowettbewerbe bei denen man seine Fotos einreicht, derzeit keinen Sinn.“

D.B.:
„Was denkst Du über Handyfotografie?“

A.P.:
„Mein Mobiltelefon und mein Tablet sind meine fotografischen Notizbücher, Bearbeitungsgeräte und Veröffentlichungsinstrumente!“
Durch die verschiedenen spannenden Apps kann ich auch Bilder, die ich mit meinen anderen Kameras gemacht habe oder die analogen gescannten Bilder mit Handyfotos auf dem Telefon und Tablet bearbeiten mischen und ausdrucken.
Derzeit experimentiere ich damit.
Ich habe einige Portraits mit Natur gemixt. Das finde ich wirklich spannend.
Aber auch hier ist es wichtig, nicht dogmatisch zu sein.
Ich denke, dass wir trotz aller Modernität und Elektronik nicht auf den Ausdruck oder die Ausbelichtung verzichten können und sollten.

Gerade war ich bei den Fotopionieren und habe drei wirklich beeindruckende Fine Art Prints in 50×50 cm abgeholt.“

D.B.:
„Wo holst Du Dir deine Ratschläge?“

A.P.:
„Wenn es um digitale Fotografie geht, hilft mir Thomas Pollack der Geschäftsführer von ProbisFotohandel in Berlin sehr häufig. Bei Themen rund um die analoge Fotografie, Scans und Drucken gehe ich gern zu Andreas Kesberger von den Fotopioniere Louis Nicéphore.
Die beiden beantworten mir meine Fragen immer sehr schnell und ich spare viel Zeit.
Bei künstlerischen Fragen bist Du immer mein erster Ansprechpartner.“

D.B.:
„Was werden wir auf der Ausstellung sehen?“

A.P.:
„Wir zeigen euch 34 große Prints auf Galerie Staffeleien aus dem Tattoo Projekt, das ich mit Nico Obst gemacht habe, und meiner Fashion Arbeit in diesem Jahr.
Hinzu kommen noch sehr viele kleine Prints, die den Arbeitsprozess zeigen.

Neben diesen Arbeiten zeige ich noch mein „Schlaglicht 2018“ mit Das Fräulein Fuchs.
Die Freundschaft zu ihr und unsere gemeinsame Foto Sitzung hat mich sehr stark zurück zu meinen fotografischen Wurzeln geführt, die getragen waren von
starken Emotionen, DADA und Surrealismus!
Die Bilder aus dieser Sitzung sind so stark, dass ich sie unbedingt in die Ausstellung nehmen musste.“

D.B.:
„Vielen Dank Alex, das hört sich sehr spannend an!
Dann sehen wir uns am 18.11.2018 von 12:00 bis 18:00 Uhr im Fabriktheater Moabit

Danke für das Gespräch…….“

A.P.:
„Gerne!“