Blog, Projekte

Von Antifashion über Second Hand zur Upcycling Fashion Fotografie

Projektbeschreibung
Inspirierende Themen
Subkulturen und ihre Bedeutung für mich

(Alle Bilder und Texte unterliegen dem Copyright.
Eine unerlaubte Vervielfältigung oder Nutzung ist
verboten)

     

                  

Modelle: IG @tsomy_fitlife  @valeviit
@lenawitha5941 @ohhhkerry

„Projektbeschreibung“

Die künstlerische Beschäftigung mit unterschiedlichen Arten von Fashion ist eines
meiner Langzeitprojekte.
Mode beziehungsweise ihr Nichtvorhandensein steht im unmittelbaren
Zusammenhang mit der menschlichen Entwicklung, Wirtschaft, Geschichte, Kultur,
Religion, Politik, Armut, Reichtum, Beschränkung, Verschwendungssucht, Erotik,
Umwelt und vielen anderen Aspekten.
Sie kann die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlich – politischen
– religiösen Schicht oder Gruppe signalisieren und für Wohlstand, Reichtum,
Armut stehen.
Der / Die einzelne positioniert sich durch die Auswahl seiner Kleidung.
Mode / Kleidung kann Bewunderung, Neid, Konflikte hervorrufen oder stigmatisierend
wirken.
Bei Alltags-, Arbeits- oder Hobbykleidung steht die Zweckmäßigkeit im Vordergrund.
„Fashion“ hingegen, liegt eine Idee, Emotionen, Themen wie Leben, Tod und Liebe
zugrunde.

Seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es eine spannende Entwicklung.
Arbeits- und Militärkleidung werden zu modischen Objekten.
Ein Beispiel sind „Doc Martens“. Die einstigen Arbeitsschutzstiefel wurden zu
ein Ausdruck der „Working Class“ und im Laufe der letzten dreißig Jahre zu
einem internationalen „Must Have“.

Styling: Alexander Platz
Model: Sophia

Traditionalisten sind mittlerweile zu den „Solovair“ abgewandert.
Diese Schuhe werden in den früheren Produktionsstätten
von Doc Martens in der ursprünglichen Arbeitsweise hergestellt.
Ihre TrägerInnen symbolisieren damit ihren „Anti Fashion“ Charakter.

Eine neuere Idee ist „Upcycling Fashion“.
Hier wird Kleidung jeglicher Art umgearbeitet und neu kombiniert.
Die Nutzungsdauer wird dadurch verlängert. Im Hintergrund steht dabei der
Nachhaltigkeitsgedanke.

Als Bildender Künstler ist die Grundlage meiner Arbeit die Auseinandersetzung,
der Ausdruck, die Verarbeitung meines Grundkonfliktes, damit meiner Motivation
und die Kommunikation darüber.

Ich nutze Anti Fashion, Second Hand und Upcycling Fashion einerseits als
Darstellungsform und andererseits um den „Zeitgeist“ zu beobachten und
in meine Arbeit einfließen zu lassen.
Meine Arbeit folgt dabei einem ganzheitlichen Ansatz.
Hierbei bin ich nicht reiner Fotograf, vielmehr arbeite ich mit dem
Bild Objekt physisch und dann fotografisch.
Ich fotografiere nicht nur, sondern suche ich die Kleidung aus, verändere
sie und erschaffe damit das Thema – die Geschichte – die Emotionen des Bildes.
Im nächsten Schritt bespreche ich diese Faktoren mit meinen Modellen.
Wir interpretieren das Thema dann gemeinsam.
Die Frauen sind in diesen Projekten eher Darstellerinnen als klassische Modelle.

Styling: Alexander Platz
Model: @misscaprice_xx (Model and Vocalist)


Styling: Alexander Platz
Haare und Make Up: Lance Hans
Model: Luise

Ergebnisse meines Langzeitprojektes zeigte ich bisher in folgenden Ausstellungen
und Publikationen:
-Februar 2018 Ausstellung „Thats my Work“ Fabriktheater Moabit
-November 2018 Ausstellung „One Day in Berlin – Meet your Friends“ Fabriktheater Moabit
– 26. Mai 2019 Ausstellung „Becoming“ Fabriktheater Moabit
-November 2019 Ausstellung „Thats my Work 2.0“
-13. November 2021 Präsention Upcycling Fashion Kalender 2022
und Ausstellung Fotopioniere Berlin
– Upcycling Fashion Kalender 2021
– Upcycling Fashion Kalender 2022

Beitragsbild Styling: Alexander Platz
Model: IG @justthejulie

„Inspirierende Themen“

Ist meine Arbeit mit Fashion, denn überhaupt „Bildende Kunst“?!

In keinem anderen Genre arbeite ich als Künstler so intensiv in den hauchdünnen
Grenzbereichen der „Bildenden Kunst“ zur „angewandten zeitgenössischen Kunst
und dem Mainstream Kommerz“.

Ein traditionelles Verständnis der Bildenden Künste umfasst hauptsächlich
die Malerei, Bildhauerei und Fotografie.
Wie alles andere unterliegt diese Sicht einem Wandel.
Neue Gedanken und Möglichkeiten verändern die Arbeiten von KünstlerInnen.
Die Trennung zwischen „Angewandter Kunst und Bildender Kunst“ weicht
zunehmend auf.

Nach meiner Einschätzung und meinem Empfinden sind Modeschöpfer wie
Alexander McQueen, Rei Kawakubo, Yohji Yamamoto und natürlich
Karl Lagerfeld KünstlerInnen.
Auch wenn gerade Karl Lagerfeld, dies von sich wies, erscheint er mir doch
– angesichts seines Lebenswerkes – als einer der bedeutensten Künstler,
der der Welt Großes hinterlassen hat.
Und es ist unerheblich, ob als „Angewandter oder Bildender Künstler“.

In meiner Entwicklung entdeckte ich Fashion und Popkultur in ihren
unterschiedlichen Erscheinungsformen als eine weitere Arbeitsgrundlage.
Sie enthält so viele verschiedene Möglichkeiten und Ingredienzen, dass ich mich auf
einer schier „unerschöpflichen Spielwiese“ wiedergefunden habe.
Von Alltagsrealität bis hin zu surrealistischen Traumwelten ist alles möglich.

Ich unterscheide in der Mode zwischen „Alltags / Zweckgebundener Kleidung“ und
den Modedesignern, die sich mit ihren Arbeiten ausdrücken und Themen verarbeiten.
Oft dienen deren Kollektionen zur Darstellung von Konflikten.
Vieles davon ist „Haute Couture“.

„Anti – Fashion“

Als ich begann, Fashion als eine der Grundlagen für meine Bilder zu nutzen, beschäftigte
ich mich als Erstes mit „Anti – Fashion“ einer Modebewegung der Neunziger.
Die extravaganten und verschwenderischen Mode Jahre der Achtziger waren vorbei.
Anti-Fashion Stile können Gleichgültigkeit ausdrücken, einer zweckmäßigen
oder politischen Haltung dienen. Der aktutellen Mode wird keine Priorität zugestanden;
sie ist untergeordnet oder wird bewusst ignoriert.
Die bereits oben angesprochenen Rei Kawakubo, Yohji Yamamoto gehören zu den
Pionieren dieser Modewelt.

Da „Anti – Fashion“ keinen Regeln oder Codes folgt, widmete ich mich dieser Richtung,
um den Einstieg zu finden.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass viele meiner damaligen „Follower“ diesen Weg
nicht verstanden, da meine Bilder allem was ich bisher gemacht hatte, widersprachen.
Aber ich ließ mich nicht beirren und machte einfach weiter.
Übte mich im Ausdruck durch Kleidung, experimentierte und lernte.
Und wuchs langsam ich in das Thema hinein.


Stypling: Alexander Platz Model: Mayte

 Styling: Alexander Platz Model: Anonym


Styling: Alexander Platz Model: Mayte


Styling: Alexander Platz und Lance Hans
Make Up und Haare: Lance Hans
Model: Alice

 

 

 

 

Styling: Alexander Platz Model: Sana Sakura

Styling: Alexander Platz und Lance Hans    
Haare und Make Up: Lance Hans
Model: Nadya

                   
Styling: Alexander Platz und Lance Hans
Haare und Make Up: Lance Hans
Modelle: Alice und Nadya

„Anti Fashion“ beinhaltet auch Anleihen aus Punk und anderen Quellen.

Styling: Alexander Platz
Model: Juliet


Styling: Alexander Platz Model: Juliet

„Subkulturen und ihre Bedeutung für mich“
„Die britische Ska und Reggae Bewegung“

Jugend, Mode und Musik Bewegungen, die zur „Alltags Mode“ zählen, gehören auch zu meinen Quellen.
Gleichwohl können sie aber Ausdruck einer Haltung sein und der Darstellung von Konflikten
dienen, eine Lebensweise oder auch eine politische Aussage beinhalten und somit zu einer
Subkultur werden.

In diesem Zusammenhang übt die britische Ska und Reggae Kultur einen intensiven Einfluss
auf mich aus.
Die westindischen Immigranten aus der Karibik brachten in den Sechzigern mit Ska und
Rocksteady ihre Kultur nach Großbritannien.
„Mods“ und „Skinheads“ dominierten bis zu diesem Zeitpunkt die Subkultur.
Es entstand etwas Neues, Starkes und Selbstbewusstes.
Die Ska und Reggae Popkultur war geboren.
Die erste wirklich diverse Subkultur Europas.

     
Styling: Alexander Platz Model:  @lenawitha5941

Von Anfang an war sie politisch, denn in ihrem Kern ging es um eine
gleichberechtige multikulturelle Gesellschaft.
Eine Gegenkultur gegen den Alltagsrassismus in Großbritannien.
Sie beeinflusst die Mode und Kunst weiterhin weltweit. Alljährlich finden in Großbritannien
Veranstaltungen statt, bei denen diese Welt zelebriert wird.
Mexiko City ist ein Hotspot dieser Kultur mit eigenen lateinamerikanischen Einflüssen.
Inzwischen kommen zu den westindischen Ursprungseinflüssen afrikanische Einflüsse hinzu.
Und es entsteht wieder etwas Neues, aber das ist ein anderes Thema.

Durch die Erfahrungen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt habe, wandelte ich das
„Original“ ab und ließ meine Auffassung dieser Lebensweise und meine Emotionen einfließen.
Ich interpretierte die Musik und Codes meiner Jugend neu. Es sollte keine Neuauflage von
„Fred Perry“ Fotos werden. So entstanden für mich neue Geschichten.

Styling: Alexander Platz
Model: IG @la_queen_de_melanin

     


Styling by Alexander Platz
Model: IG @froilein.melli

60′ ziger und 70’ziger

Auch die Mode und Veränderungen der Sechziger und Siebziger Jahre finden sich
in meinen Arbeiten als Anleihe wieder.


Styling: Alexander Platz
Model: IG @justthejulie

Styling: Alexander Platz
Haare und Make Up: Lance Hans
Model: IG @emi_modelpage


Styling: Alexander Platz
Model: IG @justthejulie

Was macht aber eine gute Fashion Fotografie aus?
Mit einer Antwort habe ich mich lange beschäftigt und viel recherchiert.
Im Ergebnis summierte ich für mich eine Antwort, die auf vielen Aussagen
von anerkannten Modefotografen beruht und sich eigentlich nicht von
der Bildenden Kunst unterscheidet.

„Ein gutes Fashion Bild muss länger als 5 Sekunden im Gedächtnis bleiben.
Es braucht Ausstrahlung, Attitüde, Charakter und sollte eine Geschichte erzählen.
Alle Beteiligten müssen sich in das Thema hineindenken und es darstellen.
Der wichtigste Faktor ist aber, dass es das Publikum berührt.“

Styling / Foto: Alexander Platz
Haare / Make UP: Lance Hans
Model: IG @anna_grabowska6 Model

Als Bildender Künstler, der nicht Angehöriger der Fashion Industrie ist, trotzdem Mode
als Grundlage seiner Arbeit nutzt, besteht die Gefahr, dass man in den Kitsch abrutscht.
Dieser „Kitsch“ kann dann die Aussage überlagern oder zerstören.

Daher musste ich zu Beginn, die grundsätzliche Sprache und die unterschiedlichen „Dialekte“
der Fashion Photography erfassen, lernen und in die Bildende Kunst übertragen.
Nach zwei Jahren Lernprozess fand ich meinen eigenen „Akzent“ und so werden meine Arbeiten
auch in der Modeindustrie bei DesignerInnen als „künstlerisches Fashion Bild“ wahrgenommen.
Die Erarbeitung dieses Akzentes und dessen Weiterentwicklung war und ist ein immer
weiterlaufender Prozess.

        

Foto: Alexander Platz Model: IG @irina.ludosanu

Mittlerweile habe ich mit einigen ModerschöpferInnen koopreriert. Ich bringe meine
künstlerische Sicht in die Projekte ein und interpretiere sie.


Aus der Kooperation mit „Von Uwe Offiziel“
IG:
@vonuweoffiziell Dress & Styling
@fink_isabel Haare & Makeup
@youssradodi Model

@vonuweoffiziell Dress & Styling
@fink_isabel Haare & Makeup
@anna_grabowska6 Model

Durch Zufall sah ich eine Dokumentation über die legendäre Chefredakteurin Diana Vreeland.
Ich war verblüfft, wie sie bereits damals dachte, arbeitete und damit die Mode und
auch Kunst Welt veränderte.
Meine nächsten Meilensteine waren Franca Sozzani, Chefredakteurin der italienischen Vogue
und Grace Coddington, die weltberühmte Fashion Editorin.
Allein diese drei Frauen haben Fotografen und Fotografinnen dazu inspiriert, großartige,
künstlerische Bilder zu erschaffen. Meiner Einschätzung nach, veränderten sie mit
ihrer Arbeit die Grundlage der Trennung zwischen „Angewandter Kunst und
Bildender Kunst.

Irgendwann stieß ich im Internet auf die Fashionshows von Alexander McQueen.
Diese Kombination von Konflikten, Schönheit und Ästhetik beeindruckten mich zutiefst.
Seine Arbeiten; die surrealistischen ikonischen Fotografien des britischen Fotografen
Tim Walker und der Set Designerin Shona Heath beeinflussten meine Arbeit immens
und wurden zu einem weiteren wichtigen Wendepunkt in meiner künstlerischen Entwicklung.

Getreu dem Zitat von Diana Vreeland „The Eye Has to Travel!“ „hing“ ich mich rein.
Ich wollte so viel wie möglich auf dieser „Augen Reise“ sehen und lernen.

Viele meiner für mich wichtigen künstlerischen Arbeiten sind
„surrealistische Upycling Fashion“
Werke.

Styling: Alexander Platz Model: IG @ohhhkerry

Styling: Alexander Platz Model: IG @la_queen_de_melanin

Mittlerweile habe ich meinen zweiten Upcycling Fashion Kalender veröffentlicht.

„Fairytale Dreams“ Kalender 2022

Und die Reise, von der „Miss Vreeland“ gesprochen hat ist noch lange nicht zu Ende.
Im Gegenteil es geht immer weiter und wird intensiver.
Gerade beschäftige ich mich mit „Set Design“, damit ich zunehmend meine surrealistischen
Bild Welten erschaffen und mich darin verwirklichen kann. Immer weiter und weiter.

Um die anfangs aufgestellte Frage zu beantworten…
Meine Fashion Bilder gehören zur Bildenden Kunst, da meine Motivation dazu tief aus
meinem Inneren kommt und ich meine Überlegungen, Emotionen und mich ausdrücken
will.

Alexander Platz